Aktuell ist es die Gellertstadt-Bäckerei, deren Insolvenz aufhorchen lässt. Doch die Liste lässt sich leicht um bekannte Namen wie Erntebrot, Entner, Max Lang oder Kronenbrot verlängern. Der Blick ins Insolvenz-Portal zeigt, dass von den 12.155 aktuell in der Handwerksrolle eingetragenen Bäckereibetrieben vergangenes Jahr 18 Betriebe mit einem Umsatz bis zu 5 Mio.€ Insolvenz anmeldeten.
Dem gegenüber stehen 10 Insolvenzen von Großbäckereien. Diese Zahl ist umso signifikanter, da die Großbäckereien nur 4,3% aller Betriebe darstellen, sie jedoch 65,3% des Gesamtumsatzes von 13,99 Mrd. Euro im vergangenen Jahr erwirtschafteten. Sie spüren die wachsende Konkurrenz durch den Lebensmittel-Einzelhandel.
Auch 2014 waren die Zahlen ähnlich, 19 Insolvenzen von Handwerksbetrieben stehen 6 Insolvenzen von Großbäckereien gegenüber.
Mathias Meinke vom Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks sieht kein gesteigertes Insolvenzrisiko. Er betont, dass die Branche mit dem Jahr 2014/2015 “durchaus zufrieden” war. Nichtsdestotrotz gebe es aber durchschnittlich rund 400 Betriebsaufgaben jährlich, mit einem “Ausrutscher” im vergangen Jahr, als rund 1000 Betriebe geschlossen wurden. Auf die Kündigung der Bäckereiflächen in den Vorkassenzonen der Discounter angesprochen, ist Meinke vorsichtig optimistisch, da es zu beobachten sei, dass sich dieser Trend “teilweise umkehre”.
Auch Frank Neubauer, Betriebsberater der Bäcker- und Konditoren-Vereinigung Nord e.V. erklärt, dass Schließungen weniger aufgrund von Insolvenzen erfolgten. Vielfach fehle ein Nachfolger oder der Betrieb beschert zwar dem bisherigen Inhaber ein Einkommen, nicht jedoch einem Nachfolger, da die Kapitaldienstfähigkeit fehle oder ein Investitionsstau bestehe.
Dass es kein “Schema F” gibt, um Bäckereien zu sanieren, betont Joseph Hartmayer vom Landesinnungsverband für das Württembergische Bäckerhandwerk e.V. Wichtig für Betriebsinhaber sei es auch in der Krise die Chancen zu sehen und nicht zu lange zu warten. Es müsse auch kein Betriebsinhaber blind in die Insolvenz gehen, sondern es sei sinnvoll sich bereits im Vorfeld Rat von einem im Insolvenzrecht erfahrenen Rechtsanwalt einzuholen.
Ob handwerkliche Backkunst neben den Einheitsprodukten der vollautomatisierten Backstationen eine Zukunft hat, liegt besonders in der Hand – oder eigentlich im Gaumen – der Verbraucher. Und dennoch haben während der Entstehung dieses Beitrags bis zu seiner Veröffentlichung weitere Bäckereien Insolvenz angemeldet.