Auch 2019 war erneut kein leichtes Jahr für die Modebranche. Etliche renommierte Unternehmen mussten Insolvenz anmelden, teilweise auch schon zum zweiten Mal.
Gleich zu Beginn des vergangenen Jahres beantragte der Modekonzern Gerrry Weber ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Zuvor waren Finanzierungsrunden mit Banken und Gläubigern gescheitert. 120 Geschäfte mussten geschlossen werden; am 18. September nahmen die Gläubiger den Insolvenzplan an, der am 25. Oktober Rechtskraft erlangte und seitdem umgesetzt wird.
Auch Escape-Clothing musste in die Insolvenz. Das Unternehmen aus dem bayerischen Brannenburg stellt mit rund 100 Mitarbeitern Jeans und Denim-Hosen der Marken Timezone und Orwell her. Im Juli wurde eine Lösung im Rahmen eines Asset-Deals mit der zur Röther Gruppe gehörenden Ganemi GmbH unterzeichnet.
Es folgte die deutschlandweit aktive Mode-Handelskette AWG mit rund 2900 Mitarbeitern. Auch sie stellte einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Grund für diesen Schritt war laut Unternehmensangaben auch der warme Herbst und das dadurch missglückte Geschäftsjahr 2018. Im Verlauf des in Eigenverwaltung geführten Verfahrens wurden 47 der knapp 300 Filialen geschlossen und rund 300 Arbeitsplätze gestrichen – und rund 2400 Arbeitsplätze erhalten.
Miller & Monroe Deutschland scheiterte mit seinem Plan, die deutschen Standorte des schweizerischen Kleidungshändlers Charles Vögele erfolgreich umzufirmieren und weiterzuführen. Im März musste die deutsche Muttergesellschaft Vidrea Deutschland Gmbh Insolvenz anmelden. Alle Läden wurden mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens geschlossen.
Weiter traf es die britische Kette Monsoon Accessorize – im Frühsommer mussten alle 30 Filialen geschlossen werden, allen 169 Mitarbeitern wurde gekündigt. Der Onlinehandel der Marke Accessorize für Deutschland ist nicht von der Insolvenz betroffen.
Der Vorstand der RENÉ LEZARD Mode AG trat im Juli den Gang zum Insolvenzgericht an. Der Online-Shop schloss zum 1.12.19, die Geschäfte Mitte Januar 2020, da kein Investor für die Fortführung der Marke René Lezard gefunden werden konnte.
Online schützt vor Insovlenz nicht: Auch der deutsche Luxusmode-Onlinehändler Stylebop ist insolvent. Das 2004 gegründete Unternehmen hatte laut Fachmagazin “Textilwirtschaft” zuvor beabsichtigt, seinen Geschäftsbetrieb 2020 einzustellen. Dazu wäre ein Zahlungsaufschub durch die Lieferanten notwendig gewesen – im Hinblick auf das nun eingeleitete Insolvenzeröffnungsverfahren scheint ein Übereinkommen gescheitert zu sein. Marken und Domains sowie weitere Vermögensgegenstände der Stylebop wurden an die Fashion ID GmbH & Co. KG, ein zur Peek & Cloppenburg-Gruppe gehörendes Unternehmen, verkauft.
Im Mai traf es dann den renommierten Hamburger Taschenhersteller Bree. Auch er beantragte ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Inzwischen ist der portugiesische Automobilzulieferer Coindu als Investor eingestiegen.
2019 zum zweiten Mal in die Insolvenz musste der Luxusmodehersteller Strenesse. Das zunächst in Eigenverwaltung begonnene Verfahren wurde später vom Gericht in ein reguläres Insolvenzverfahren umgewandelt.
Auch bekannte Marken, kleinere Unternehmen und traditonsreiche Modehändler traf die Insolvenz: Das bekannte Modelabel Stefanel ging in Italien und Deutschland in die Insolvenz, ebenso musste PEACOCK Moden GmbH mit 111 Mitarbeitern einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Der Textil-Einzelhändler Absolut POGO aus dem Landkreis Eichstätt ging den Weg des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung, ebenso die der traditionsreise Modehändler Schmederer aus Mühlburg in Oberbayern.
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